Donnerstag, Januar 08, 2009

Bombay und die Sicherheit

Nahezu jeder, der nicht mit mir verwandt ist hat bei der Erwähnung meines Urlaubszieles "Bombay" vorsichtig nachgefragt: "Und? Was ist mit dem Terror?"

Es wäre unsinnig zu sagen, dass nicht auch ein klein wenig Sorge mitfliegt, wenn ich nach Indien gehe. Denn der Kampf zwischen den Kulturen, den Religionen und teilweise auch den Kasten ist unterschwellig allgegenwärtig.

McDonalds bietet weder Rinder- noch Schweinefleisch an, um weder die hinduistischen, noch die moslemischen Besucher zu vergrätzen. Es gibt Wohngegenden, die nahezu rein katholisch sind, wenn man die hohe Quote von katholischen Kirchen und privaten katholischen Schulen in Bandra sieht, mag man nicht glauben, dass die Anzahl aller in Indien lebenden Katholiken gerade mal 2% der Gesamtbevölkerung ausmacht - die man ausserdem zumeist im Bundestaat Goa vermutet (dort sind die Portugiesen ja erst in den 1960ern abgerückt).

Immer wieder kommt es zu Scharmützeln, die ihr besser auf Wikipedia und Co. nachlesen könnt, und wenn Ausländer betroffen sind, wird tatsächlich auch mal in internationalen Medien ausführlich berichtet. Wie eben zum 26/11 geschehen (so werden die Terroranschläge in den hiesigen Zeitungen abgekürzt).

Bombay hat ein wenig reagiert - man sieht mehr Polizei als zuvor, und im Gegensatz zu den Kollegen in Bandra sind die Jungs vor dem Taj Hotel mit einem Enfieldgewehr oder ähnlichem bewaffnet. Alex hat sich ein klein wenig mokiert, dass damit gegen die Kalaschnikows der Terroristen keine große Gegenwehr aufzubauen sei. Es dient wohl in erster Linie der Abschreckung, aber auch der Er-schreckung der Bevölkerung. Auf den Hauptstrassen sind Laufschriften zu sehen, die davor warnen, Gerüchten zu trauen, aber auch dazu auffordern, mit offenen Augen als Bürger Bombays wachsam zu sein.

Das Taj Hotel ist zwar wieder in Benutzung, aber die Ladenzeile im Erdgeschoss noch komplett abgedeckt (siehe Bild unten). Sicher ist sicher.

So langsam treibt die Angst vor Anschlaegen allerdings seltsame Blueten: Wir waren heute in einem Museum und in einem schicken Kaufhaus, und beide Male mussten wir unsere Taschen durchleuchten lassen und durch eine Sicherheitsschleuse gehen. Im Museum wurde ich zusätzlich von einer weiblichen Sicherheitskraft durchgecheckt. In einem Museum, das früher "Prince of Wales"-Museum hieß, könnte ich das gerade noch so verstehen, aber in einem Kaufhaus? (siehe drittes Bild) Man muss sich das mal vorstellen, dass man bei Karstadt oder Citti immer erst seine kompletten Sachen durchleuchten lassen müsste, um hineinzugelangen. Wer will denn da was von wem? Normalerweise die doch mein Geld?

In diesem Fall jedoch wars andersherum - ich war hungrig und durstig und mir war warm und ich hatte eh schon schlechte Laune, also ließen wir all das brav über uns ergehen, um in den Food Court zu gelangen, wo uns endlich leckere indische Speisen erwarteten. Aber auch hier waren Warnschilder zu sehen (siehe unten Mitte).

Der Terror ist vielleicht gerade nicht aktuell - aber aus den Köpfen wird man ihn wohl so schnell nicht heraus bekommen. Ich bin mal gespannt, wie in Goa

Was ich mich nur frage: Ist das noch Sensibilisierung der Bürger oder schon Panikmache?